Die schönsten Weinbaugebiete weltweit
Autor: Christoph Raffelt
Reben brauchen besondere klimatische Verhältnisse, die besonders gut zwischen dem 40. und 50. nördlichen sowie dem 30. und 40. südlichen Breitengrad gegeben sind. In diesen Bereichen liegen die europäischen Anbaugebiete, auch Teile von Kanada, die USA-Staaten Washington und Kalifornien, aber auch China und Japan sowie Argentinien, Chile oder Brasilien, Südafrika, Neuseeland und Australien. Natürlich gibt es auch außerhalb dieser Zonen Weinbau, zum Beispiel auf den Kanaren oder in England, in Schweden und sogar in Norwegen. Mit dem Klimawandel werden sich die Anbauzonen auch deutlich verschieben. Aktuell aber gilt: In einigen der genannten Länder liegen die schönsten Anbaugebiete der Welt.
Wo liegen die größten Anbaugebiete heute?
Mit knapp unter einer Million Hektar Rebfläche führt Spanien die Länder mit den größten Anbauflächen an. Es folgen Frankreich und mittlerweile schon China vor Italien, was hier kaum Beachtung findet. Spanien, Frankreich und Italien konkurrieren jährlich um die höchsten Erträge. Spanien liegt trotz des Vorsprungs an Fläche nicht immer vorne. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es dort sehr viele alte Reben gibt, die zwar sehr gute Qualitäten liefern, aber wenig Ertrag. So erzeugt Italien rund 49 Millionen Hektoliter, Frankreich 46 und Spanien lediglich 40.
Was sind die bekanntesten Weinbaugebiete der Welt?
Die bekanntesten Weinbaugebiete liegen heute in Europa, an der Westküste der Vereinigten Staaten, in Südamerika und Südafrika, in Neuseeland und Australien. Doch es sind nicht die Länder, es sind bestimmte Regionen, die sich als besonders geeignet herausgestellt haben und internationalen Stellenwert besitzen.
Die berühmtesten Weinbaugebiete Europas
Auch wenn am Schwarzen Meer und in Griechenland viel länger Weinbau betrieben wird, so gilt Frankreich doch als das Mutterland des modernen Weinbaus, oder genauer, des Qualitätsweinbaus. Dort haben Mönche im Burgund des Mittelalters den Weinbau zu dem gemacht, den wir heute kennen. Von dort aus, wo die ersten großen Klöster entstanden, haben Mönche ihr Weinwissen nach ganz Mitteleuropa gebracht. Auch heute noch ist Burgund gleichsam der Nabel der Weinwelt, wenn es um Chardonnay und Pinot Noir geht. Ähnlich berühmt und auch begehrt sind die Spitzenweine aus dem Weinbaugebiet Bordeaux. Allein um Bordeaux herum wird mehr Qualitätswein erzeugt als in ganz Deutschland. Das besondere Klima und die entweder kiesigen Böden des Médoc oder die kalkhaltigen Böden von Saint-Émilion und Pomerol sorgen zusammen mit den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc für einen ganz eigenen Weinstil, der in der ganzen Welt nachgeahmt wird. Das dritte weltberühmte Anbaugebiet Frankreichs ist die Champagne. Sie gilt als Synonym für hochklassige und noble Schaumweine aus den Sorten Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier.
Im Zeichen des Tempranillo
Schaut man ins angrenzende Spanien, dann liegt die Wiege des dortigen Qualitätsweinbaus in der Rioja, und sie ist vor allem vom Tempranillo geprägt. Diese Rebsorte hat auch im Weinbaugebiet Ribera del Duero seit den 1980ern für viel Furore gesorgt. Im katalanischen Priorat wurden Ende der 1980er Jahre uralte Weinberge mit Garnacha, Syrah, Carignan und Mourvèdre wiederbelebt. Auch dort entstehen heute Spitzenweine in einer einzigartigen Kulturlandschaft. Ebenfalls auf der Iberischen Halbinsel findet man im Norden Portugals das Anbaugebiet am Douro, wo neben dem Portwein auf alten Terrassenanlagen oberhalb des Flusses auch hervorragende klassische Weiß- und Rotweine entstehen.
Von den Alpen Richtung Mittelmeer
Deutlich mediterran geprägt ist Italien. Der sogenannte italienische Stiefel ist fast vollständig vom Meer umgeben. Von der Fläche her wird dort so viel Wein angebaut wie in Frankreich. Was die Rebsorten angeht, konkurriert Italien aber eher mit Portugal, wo man gleichfalls rund 500 verschiedene Sorten zählt. Die berühmtesten italienischen Anbaugebiete sind heute sicherlich das Piemont mit dem Barolo und dem Barbaresco und die Toskana, die schon seit Jahrhunderten Sehnsuchtsort der Deutschen ist und von ihrer Schönheit nichts verloren hat. Dort gibt es hervorragende Weine, etwa Chianti Classico, Vino Nobile di Montepulciano, Brunello di Montalcino, Bolgheri und viele andere. Einen vortrefflichen Ruf hat sich auch der Etna Rosso erworben, dessen Nerello-Reben man tatsächlich in den Vulkanascheböden des Ätna findet. Spektakulärer Weinbau ist das.
Während es also am Ätna hoch hinaufgeht, gibt es auf Inseln wie Santorin in Griechenland Kriechreben, die in Kranzform erzogen werden, um die Trauben vor den sandhaltigen Winden zu schützen. Griechenland befindet sich bis heute nicht allzu sehr im Fokus, doch stammen nicht nur sehr gute Weine von dort, auch gehören griechische Weinbaugebiete zu den schönsten Europas.
Cool Climate in Mitteleuropa
Das kann man von Mosel, Saale-Unstrut und Sachsen sicher auch sagen. Gerade da, wo die Weinberge in alte Kulturlandschaften eingebettet sind, wird es besonders romantisch. Und von diesen romantischen Winkeln gibt es in Deutschland einige. Natürlich stammen die besten Weine nicht immer aus diesen spektakulären Ecken, aber an der Mosel passiert das häufiger. Wer das ausführlicher nachlesen möchte, kann das hier tun. Ähnliches gilt auch für die Weinbaugebiete in Österreich und der Schweiz. Österreich hat sich in den letzten drei Jahrzehnten zu einem Hotspot für Qualitätswein entwickelt, und gleichzeitig haben viele Weinbaugebiete dort einen hohen Erholungswert. Ob man an die Donau fährt oder in die Wachau, ob man das Kremstal oder das Kamptal besucht und Riesling oder Grünen Veltliner trinkt, ob man die Steiermark mit ihren Sauvignon-Blanc- und Weißburgunder-Weinbergen besucht oder Wien, die einzige Hauptstadt in Europa, in der nennenswerter Weinbau betrieben wird, oder das Burgenland, wo der Blaufränkisch König ist: Österreich ist eine Alpenrepublik mit Spitzenweinbau, die immer auch Kulinarik und Urlaubsangebote groß schreibt. Dass man Weine aus der Schweiz hierzulande kaum kennt, liegt nicht an deren Güte, sondern daran, dass der Weinbau dort klein ist und dass die Schweizer ihre Weine gerne selber trinken. Das kann man nachvollziehen, zumal wenn man gesehen hat, in welch spektakulärer Landschaft sie entstehen – ob in der Waadt oder im Wallis, dem Tessin oder der Deutschschweiz …
Ganz weit weg: Australien und Neuseeland
Die von uns aus am weitesten entfernten Weinberge und Weinbaugebiete liegen in Neuseeland und Australien. Von Frankfurt nach Auckland, der Hauptstadt Neuseelands, sind es mehr als 18.000 Flugkilometer. Die Weine, die in Neuseeland entstehen, sind uns inzwischen allerdings recht vertraut. Die Landschaften der Weinregionen, zu denen Central Otago, Waipara, Hawke’s Bay und natürlich Marlborough gehören, zählen sicher zu den schönsten der Welt. Es gibt keine Industrie, die Luft ist klar und rein, und gerade auf der Südinsel verbinden sich alte Flusstäler immer wieder mit den Ausläufern des großen Gebirges, der Neuseeländischen Schweiz. Was einen in Australien neben Koalas, Kängurus und gravierendem Klimawandel noch erwartet, sind Weinberge, die zu den älteren weltweit gehören. Zwar hat der Weinbau dort erst Anfang des 19. Jahrhunderts begonnen, doch es gibt noch Reben aus dieser Zeit, und zwar vornehmlich in den Anbaugebieten Barossa, Coonawarra und McLaren Vale, wo die bekanntesten Shiraz- und Grenache-Weine entstehen. Gerade in den Adelaide Hills, in Mornington Peninsula oder auf Tasmanien findet man heute auch echte Cool-Climate-Weine und im ganz weit südwestlich gelegenen Margaret River auch hervorragenden Chardonnay und Cabernet Sauvignon.
Von Südafrika bis Südamerika
Wer besonders viel Zeit mitbringt, kann von Margaret River aus den Indischen Ozean überqueren und in Südafrika um das Kap der Guten Hoffnung reisen, um im Atlantik und in Cape Town anzukommen. Allerdings lohnt sich jede Reise nach Südafrika. Das Land der großen Gegensätze hat sich als Hotspot für südlich geprägte Bordeaux-Cuvées etabliert, die vornehmlich in Stellenbosch entstehen. Was aber besonders fasziniert, ist der moderne Weinbau einer jungen Generation, die sehr gerne auf uralte Reben setzt. Hundert Jahre alter Chenin Blanc oder Sémillon, Cinsault oder Syrah führen zu beeindruckenden Ergebnissen, sei es im Weinbaugebiet Swartland, in Franschhoek, Paarl oder Cederberg. Hinzu kommen natürlich die noch recht jungen Cool-Climate-Regionen mit antarktischem Einfluss, zu denen Hemel-en-Aarde gehört. All diese Weinregionen und Anbaugebiete liegen in der einzigartigen Landschaft der Tafelberge, die den Charakter der gesamten Kap-Region bestimmen.
Weinbau westlich und östlich der Anden
Ähnlich weit südlich liegt Patagonien, das in Teilen zu Chile, in anderen Teilen zu Argentinien gehört. Irgendwo weiter nördlich bilden die Anden die Grenze zwischen den beiden Staaten und beeinflussen den Weinbau. Chiles Weinregionen liegen auf einem vergleichsweise schmalen und langen Streifen zwischen Pazifik und Anden. Da die Reblaus dort nie wirklich angekommen ist, gibt es immer noch viele wurzelechte Weinreben in Weinregionen wie dem Valle Central, dem Valle Sur oder in Aconcagua. Manche Weinberge liegen fast auf Meeresniveau und sorgen für frische Weißweine, andere liegen auf weit über 1.000 Metern Seehöhe in den Ausläufern der Anden. Der chilenische Weinbau ist geprägt von französischen Sorten wie Cabernet, Merlot, Sauvignon Blanc und Chardonnay. Die Signature-Rebe ist ebenfalls französisch, doch in Frankreich findet man sie nur noch selten. Es ist die Carménère. Ganz ähnlich übrigens ist es beim argentinischen Nachbarn, wo ebenfalls eine südwestfranzösische Sorte zur bekanntesten Rebsorte Argentiniens geworden ist: der Malbec. Und ähnlich wie in Chile und im gesamten süd- und mittelamerikanischen Weinbau waren es spanische Mönche, die die ersten Reben in Argentinien angebaut haben. Lange war in beiden Ländern der einfache Wein aus spanischen Massenträgern ein Alltagsgetränk. Heute ist Wein ein wichtiger Exportartikel. Mit 144.000 Hektar Rebfläche ist das Weinbaugebiet Mendoza die mit Abstand größte Anbauregion Argentiniens. Dort sind auch die ersten 100-Punkte-Malbecs entstanden, die eindrücklich bezeugen, auf welch hohem Niveau heute Wein erzeugt wird.
Kalifornien und seine Nachbarn
Dass dieses hohe Niveau in Kalifornien zum Standard gehört, ist seit einigen Jahrzehnten bekannt. Spätestens als Chardonnays und Cabernets aus dem Napa Valley im Jahre 1976 beim legendären Judgment of Paris die besten französischen Burgunder und Bordeaux auf die Plätze verwiesen, begann in Kalifornien gleichsam ein zweiter Goldrausch. Er hat sich über den gesamten Golden State ausgebreitet und belegt heute rund 220.000 Hektar Rebfläche. Und es ist längst nicht mehr nur das Napa Valley, das für seine Cabernets und Chardonnays bekannt ist. Die findet man auch im benachbarten Sonoma Valley. Hinzu kommen dort exzellente Pinot Noirs, die nahe der Küste zum Beispiel in Los Carneros entstehen, ferner Rhône-Rebsorten Richtung San Diego und Zinfandel im Central Valley. Kalifornien steht in den USA auch längst nicht mehr allein da, wenn es um exzellente Weine und spektakuläre Landschaften geht. An der Westküste sind Oregon und Washington zu nennen und außerdem unweit von New York an der Grenze zum ebenfalls weinbaubetreibenden Kanada die Finger Lakes, wo einige der besten Rieslinge abseits von Europa entstehen.
Was trinken wir hierzulande am liebsten?
In Deutschland findet man heute Wei aus allen genannten Herkunftsländern und aus sehr vielen Rebsorten. Doch welche Weine trinkt man hierzulande am liebsten? Vor allem sind es Weine aus dem eigenen Land, wobei besonders der Grauburgunder geschätzt wird. Zudem wird in großem Umfang importiert. Rund 5 Mio. Hektoliter kamen im Jahr 2020 aus Italien, rund 2 Mio. aus Frankreich und 3,2 aus Spanien. Es folgten Weine aus den USA, Südafrika und Österreich. Dabei ist der Wein die einzige alkoholische Getränkesparte, die im Verkauf im Jahr 2020 zugelegt hat. Bier und Spirituosen waren eher rückläufig. Besonders beliebt sind vor allem günstige Weine, was nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass ein Großteil des Weins heute über die Discounter (39 %) und den Lebensmitteleinzelhandel (27 %) veräußert wird. Beim Winzer vor Ort werden rund 12 % der Weine erworben und im Fachmarkt lediglich 5 %! (Diese Zahlen stammen von Deutschen Wein Institut.)